Platz 15 - "Lindenstraße" (ARD): Natürlich ist Mutter Beimer noch dabei. Aber eben eher so als wunderliche Lichtgestalt, die - Gott sei's gedankt - kurz vor der Rente steht. Akzente in der Handlung setzten 2006 andere, etwa der smarte Bösewicht Julian, Ex-Straßenkind Jack oder Moldawien-Import Nastja. Dazu kommt eine für eine Fernsehsendung bisweilen hübsch experimentelle Kameraführung und Hintergrundmusik, die irgendjemand aussucht, der davon verdammt viel Ahnung hat: Zusammengenommen ist das oft genug die Rettung für einen verregneten Sonntagvorabend.
Platz 14 - "Grey's Anatomy" (ProSieben): Am besten lässt sich die Serie wohl als eine Mischung der Serien "Emergency Room" und "Scrubs" beschreiben. Soll heißen: Trotz allerlei blutiger OPs, medizinischem Kauderwelsch und rigoroser Ellenbogen-Mentalität menschelt es immer wieder sehr. Es wird über das Leben, die Liebe und Freundschaft nachgedacht, während Snow Patrol aus dem Off sinnschwere Balladen trällern. Darüber hinaus wird das alles mit kleinen Dosen Humor, Sex und Dramatik versetzt. Nachdem am Ende der ersten Staffel Titelheldin Meredith Grey überraschend Bekanntschaft mit der Ehefrau ihres Lovers und Vorgesetzten Dr. Jack Shepherd (Patrick Dempsey) machte, waren jede Menge Probleme für die zweite Season vorprogrammiert. Die sehnsüchtigen Blicke, die Meredith ihrem Verflossenen von nun an zuwarf, trafen tief ins Herz.
Platz 13 - "Die Simpsons" (ProSieben): Für Fans der schrecklich gelben Familie aus Springfield war es trotz der genialen Halloween-Folge ein schweres Jahr: Ende Juli starb mit Elisabeth Volkmann auch die deutsche Synchronstimme von Marge Simpson. Ersatz wurde erst spät gefunden, weshalb die Ausstrahlung der 17. Staffel jäh unterbrochen werden musste. Am 21. Januar kehren Homer und Co. jedoch wieder auf die Bildschirme zurück - und es sei vorweg genommen: Anke Engelke krächzt die Marge mit solcher Inbrunst, dass man schon sehr genau hinhören muss, um die Comedy-Lady überhaupt identifizieren zu können. Ein Job mit guten Zukunftsaussichten übrigens: Der Comic-Dauerbrenner, längst zum gelben Gewissen Amerikas geworden, läuft in Übersse bereits in der 18. Staffel. Der "Simpsons"-Kinofilm startet am 26. Juli.
Platz 12 - noch mal gelb: "SpongeBob" (Nick)
t breit, und er hat allen Grund dazu: Dem viereckigen Schwamm mit der Quäkstimme zu entgehen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Was macht eigentlich die Faszination für den gezeichneten Tiefsee-Bewohner aus? Es muss die groteske Mischung aus dadaistischem Nonsens und kindlicher Illustration sein, die längst nicht nur Kids vor die Glotze zieht. Der Schwammkopf ist doof, aber liebenswert, und sein Reich, Bikini Bottom, die Heimat des absurden Humors.
Platz 11 - "Emergency Room" (ProSieben): Wir mussten mal wieder hart im Nehmen sein. An das viele Blut haben wir uns ja gewöhnt, da weiß der "ER"-Fan, was ihn erwartet. Aber auch emotional ging's zur Sache! Allein schon all die - mitunter recht dramatischen - Abschiede: von den Serien-Urgesteinen Noah Wyle (Dr. Carter, mal wieder) und Sherry Stringfield (Dr. Lewis, mal wieder) und von Sharif Atkins (Dr. Gallant). Der könnte höchstens dereinst als sein Zwillingsbruder zurückkehren - Gallant fiel dem Irakkrieg zum Opfer. Denn wie üblich hatten die Ärzte ihre Finger auch am Puls der Zeit, begaben sich in Krisengebiete und warfen jede Menge moralischer Fragen auf. Schließlich hat sich "ER", ohnehin berüchtigt für die krassesten Cliffhanger, diesmal selbst übertroffen: Sam wird entführt, die hochschwangere Abby bricht vor der Tür zusammen, hinter der Kindsvater Luka, ans Krankenhausbett gefesselt, fast erstickt - Cut! Das war's! Zwölfte Staffel vorbei! In dieser misslichen Lage müssen wir nun mit ihnen ausharren, bis ProSieben 2007 die nächste zeigt. Wann genau das sein wird, steht noch nicht fest.
Platz 10 - "O.C. California" (ProSieben): Am 14. Oktober 2006 kam das vorläufige Ende. In einer dramatischen Episode verabschieden sich die reichen und schönen Kids aus Newport Beach fürs Erste - oder etwa endgültig? ProSieben zeigte die letzte Folge der dritten Staffel "O.C. California". Ob Season vier, von der nurmehr 16 Episoden in Auftrag gegeben wurden, hierzulande überhaupt noch ausgestrahlt wird, ist fraglich. Nach einem erfolgreichen und viel versprechenden Start kämpfte die Teen-Serie mit sinkenden Quoten - sowohl in den USA als auch hierzulande. Das lag vor allem daran, das Adam Brodys Rolle des Seth Cohen vom Sprücheklopfer in einen braven Jungen verwandelt wurde. Wir vermissen seine schnoddrige Art schon jetzt und wünschen uns für 2007 ein würdiges Ende ...
Platz 9 - "Desperate Housewives" (ProSieben): Nirgends wird so viel schmutzige Wäsche gewaschen, wie in der Wisteria Lane. Lange ließ ProSieben die Fans der "Desperate Housewives" auf die zweite Staffel warten - zu lang wie sich herausstellte. Ein Herr namens "Dr. House" verarztete mittlerweile auf dem Sendeplatz bei RTL am Dienstagabend die Zuschauer. Doch auch wenn die Quoten unter den Erwartungen blieben, legten sich die Damen weiterhin mächtig ins Zeug, um die Orange-County-Idylle aufzumischen. Mary Alice bemerkte gleich in der ersten Episode der neuen Staffel vollkommen richtig aus dem Off: "Es sind Nachbarn, die sich jeder wünschen würde. Da interessiert es nicht, was hinter verschlossenen Türen passiert."
Platz 8 bis 6 - "CSI" (RTL, vox): Man muss hier nicht die Forensik bemühen, die Beweislage ist eindeutig: Sowohl das Original (Las Vegas) als auch die beiden "CSI"-Ableger "Miami" und "NY" kommen derart gut beim Publikum an, dass RTL kurzerhand den eigenen Schwesterkanal vox plünderte. Programmraub nennt man sowas, aber dieses Verbrechen hat sich gelohnt. An Gil Grissom, Horatio Caine, Mac Taylor und Co. führt derzeit keine TV-Ermittlung vorbei. Die Quoten: mörderisch gut. Die Fälle: tiefgehend. Die Aufmachung: ganz großes Kino für den kleinen TV-Schirm. Mastermind Anthony Zuiker darf sich zu Recht für seinen dreifachen Genie-Streich auf die Schulter klopfen ...
Platz 5 - "Lost" (ProSieben): Auf keine Serie haben wir wohl sehnsüchtiger gewartet als auf die zweite Staffel von J.J. Abrams Mystery-Meisterwerk - und keine wird uns mit noch mehr Fragen und noch größeren Sehnsüchten im neuen Jahr zurücklassen. Denn: In Amerika läuft bereits Season drei, was bedeutet, dass das Rätsel, das die Insel, die darauf Gestrandeten und die Anderen umgibt, so schnell nicht gelüftet wird. Viele TV-Zuschauer scheinen das stete Gefühl der Ungewissheit und - nun ja - Verlorenheit, das "Lost" vermittelt, nicht sonderlich zu mögen. ProSieben hatte sich zumindest bessere Quoten erhofft. Doch die Fanbase ist eine breite und die moderne Robinsonade so wundersam überraschend, dass wir uns gerne auch im nächsten Jahr fragen werden, was es mit den Zahlen 4, 8, 15, 16, 23, 42 noch alles auf sich hat, welche Ziele die DHARMA-Initiative wirklich verfolgt, und warum zum Teufel Cliffhanger immer so fies sein müssen ...
Platz 4 und 3: "Drawn Together": Diese Zeichentrickserie ist
, pervers und in höchstem Maße politisch inkorrekt. Gleichzeitig besitzt die "Real World"-Verballhornung, bei der acht
bekannte Cartoon-Charaktere in einer von Videokameras überwachten Villa hausen, mehr bissigen Sarkasmus als jede "Simpsons"-Folge. Es wird so ziemlich jeder sexuellen Neigung nachgegangen, jedes Tabu gebrochen und Blut fließt auch in Strömen. Wer es etwas braver, aber nicht minder bitterböse haben will, kann immer noch zu "American Dad" (ebenfalls MTV) wechseln. Die Serie beleuchtet das irre Leben der vermeintlichen Durchschnittsfamilie Smith. Papa Stan ist Waffenexperte bei der CIA, waschechter Patriot mit Flaggenmast im Vorgarten und ein bisschen paranoid. Er würde alles tun, um sein Land vor Terroristen zu schützen - notfalls auch seinen Toaster erschießen. Seine Frau Francine war mal Party-Girl und ist nun durch und durch bieder. Und schließlich sind da noch Tochter Haley, ein ultraliberales Mädel, Sohnemann Steve, ein pickeliger Nerd, das Area-51-Alien Roger und der sprechende Goldfisch Klaus ...
Platz 2 - "24" (RTL II): Attentat auf den US-Präsidenten, eine Atomrakete, die Richtung L.A. unterwegs ist, schmelzende Kernreaktoren, überall Maulwürfe - die vierte Staffel von "24" stellte für Kiefer Sutherland alias CTU-Agent Jack Bauer so etwas wie den terroristischen Super-GAU gar. Unsagbar spannend war das alles, aber auch brutal. Noch nie wurde mit so großer Hingabe und Ausdauer im TV gefoltert. Dennoch: "24" ist und bleibt geniales Fernsehen, das hierzulande aber offenbar am Geschmack der Massen vorbeizielt. Der Quotenerfolg für RTL II war jedenfalls überschaubar, was aber auch an der einzigartigen Schwierigkeit liegt, dieses "Echtzeit-Format" zu programmieren. Zum Glück sitzen in der Münchner Senderzentrale fanatische "24"-Fans, weshalb wir uns schon jetzt auf die fünfte Staffel und ein Wiedersehen mit dem totgesagten Jack, pardon, Frank freuen. Noch ein paar mal schlafen gehen ... (Start: 3. Januar).
Platz 1: "Dr. House" (RTL), grandios dargestellt von Hugh Laurie, hasst Patienten und liebt es, wenn sie schweigen. Die gängigen Vorstellungen von TV-Doktoren müssten bei diesem zweifelsohne genialen, aber misanthropisch veranlagten "Halbgott in Weiß" schon deshalb über Bord geworfen werden, weil er nie Weiß trägt. Seine Maxime: "Das Behandeln von Patienten vermiest den meisten Ärzten auf der Welt das Leben." Dr. House, gerne auch "Hinkebein" von seinem angepissten Umfeld genannt, zählt sicherlich zu den großen Gewinnern des Jahres 2006. Während die "Desperate Housewives" bei ProSieben mit ihrer zweiten Staffel im Quotentief versanken, entpuppte sich das zeitgleich ausgestrahlte Ekelpaket für RTL als rekordsüchtiger Quotengarant. Zuletzt schalteten regelmäßig über fünf Millionen ein. In Amerika läuft derzeit die dritte Season. Für neue Folgen ist also auch 2007 gesorgt. Das Fieber steigt ...
(Quelle: teleschau - der mediendienst)
