Berlin/Frankfurt (AP) Die neuen Richtlinien des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zu Stadionverboten für gewaltbereite Fans stößt auf massive Kritik bei Politikern und Polizei. Die seit 31. März geltenden Regelungen sehen eine verkürzte Dauer von Stadionverboten vor. Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Jörg Schönbohm, kritisierte in der «Welt am Sonntag»: «Die Aufweichung der Richtlinie ist das völlig falsche Signal an Gewalttäter.» Bei der Innenministerkonferenz am Donnerstag im brandenburgischen Bad Saarow will er die Kollegen
gewinnen, den DFB zu einer Rücknahme der Änderung aufzufordern.
Vor allem in den Ligen unterhalb der Bundesliga sei die Gewalt erheblich. «Da muss etwas geschehen», sagte Schönbohm der «Märkischen Oderzeitung» (Samstagausgabe). Mit Blick auf die unterbrochene Bundesligapartie zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Nürnberg am vergangenen Wochenende kritisierte Schönbohm auch den Verband: «Der DFB hat in diesem Fall leider die Polizei vor vollendete Tatsachen gestellt», sagte der CDU-Politiker. Einige Minister seien darüber empört.
Die Zeitung aus Frankfurt (Oder) berichtet, die Zahl der Straftaten in Stadien liege nach aktuellen Erhebungen um 30 Prozent über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre.
Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) fordert eine Umkehr des DFB. «Das ist eine falsche Rücksichtnahme auf Gewalttäter», sagte der GdP-Vorsitzende Konrad Freiberg der «Welt am Sonntag» und sprach sich für lebenslange Stadionverbote aus. «Die Strafen müssten nicht gelockert, sondern verschärft werden. Wer randaliert, hat beim Fußball gar nichts mehr zu suchen.» Freiberg mahnte, die Polizisten nicht alleinzulassen. «Wir bemerken bei unserer täglichen Arbeit, dass die Gewaltbereitschaft generell zugenommen hat. Das ist in den Stadien nicht anders als auf den Straßen».
In den DFB-Richtlinien heißt es, die Dauer des Stadionverbots betrage mindestens eine Woche und höchstens drei Jahre. In einem minderschweren Fall wird ein örtliches Stadionverbot verhängt, und zwar bis zum 30. Juni des ersten Jahres, das auf die laufende Spielzeit folgt. In schweren Fällen droht Hooligans ein überörtliches Stadionverbot, und die Dauer verlängert sich entsprechend auf zwei Jahre in einem schweren Fall und auf drei Jahre in einem besonders schweren Fall.
(yahoo.de)