Mainz (dpa/lrs) - Die bundesweite Einrichtung jugendschutz.net warnt vor der Verherrlichung von Essstörungen im Internet.
Sogenannte Pro-Ana-Angebote im weltweiten Netz seien für betroffene Jugendliche sehr gefährlich, teilten die Internet-Fahnder am Mittwoch in Mainz anlässlich ihres ersten Berichts zum Thema mit. Die Diskussionsforen und Blogs, die meist von magersüchtigen Mädchen betrieben werden, verharmlosten die Krankheit als eine Art Lifestyle. «Sie bestätigen Jugendliche in ihrer oft lebensbedrohlichen Magersucht und können diese sogar noch verstärken», erklärt Katja Rauchfuß von jugendschutz.net, der länderübergreifenden Stelle für den Jugendschutz im Internet, laut Mitteilung.
Von 270 untersuchten Websites verstießen 80 Prozent gegen den Jugendschutz. «Problematisch für Jugendliche sind Inhalte, die die Krankheit leugnen, ihre Folgen verharmlosen oder verherrlichen», so Rauchfuß. Dazu gehörten Tipps, wie Jugendliche die Essstörung möglichst lange verheimlichen und sich noch weiter ins Untergewicht hungern könnten oder welches Essen sich am leichtesten erbrechen lasse. Hinzu kämen Beiträge in Videoplattformen oder sozialen Netzwerken: «Auf Web 2.0-Angeboten wie YouTube oder MyVideo finden wir immer mehr sogenannte Thinspirations-Videos von bis auf die Knochen abgemagerten Frauen, die als Idealbilder dienen», sagte Rauchfuß weiter. Auch die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) als Internet-Aufsicht und die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) stuften solche Pro-Ana-Angebote als jugendgefährdend ein, weil sie zu «bleibenden Gesundheitsschäden oder zum Tod» führen können.
jugendschutz.net setzt sich nach eigenen Angaben
ein, dass möglichst viele unzulässige Angebote geschlossen werden und habe mit seinen Maßnahmen in mehr als 70 Prozent der Fälle auch Erfolg. «Insbesondere Provider können und müssen mehr gegen die Verherrlichung der Magersucht tun», forderte Rauchfuß. Sie sollten solche Foren, Blogs oder Videos in ihren Geschäftsbedingungen untersagen, sie löschen und stattdessen auf seriöse Beratungsangebote wie magersucht.de oder magersucht-online.de verweisen. Derzeit erarbeitet jugendschutz.net Tipps, wie Provider verantwortungsvoll mit Pro-Ana-Angeboten umgehen können.
jugendschutz.net wurde von den Jugendministerien aller Bundesländer gegründet, achtet auf die Einhaltung des Jugendschutzes im Internet und sorgt
, dass Anbieter problematische Inhalte rasch ändern, löschen oder für Kinder und Jugendliche sperren.
(yahoo.de)