Sie war viele Jahre Intendantin des Münchner Volkstheaters, begeisterte aber auch in vielen Film- und Fernsehrollen: die beliebte Schauspielerin Ruth Drexel. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist sie am Donnerstag im Alter von 78 Jahren gestorben. Am Montag wurde sie in ihrem Wohnort Feldkirchen bei München beerdigt.
Bodenständige, resolute Frauen waren ihr Markenzeichen. In der Figur der Paula aus der BR-Serie "Zur Freiheit" sah sie aufs liebe Geld, als ARD-Hobbydetektivin Agathe - eine Hommage auf "Miss Marple" - jagte sie die Verbrecher gleich selbst und als Mutter des "Bullen von Tölz" schaute sie nach dem Rechten und nach den Delinquenten ihres Sohnes.
Durchsetzungsstark, vor allem aber charmant bewältigte sie auch ihre Aufgaben hinter Bühne und Kamera - etwa als Regisseurin am Bayerischen Staatsschauspiel und als Intendantin des Münchner Volkstheaters, das sie von 1988 bis 2002 leitete.
Geboren wurde Ruth Drexel am 14. Juli 1930 im niederbayerischen Vilshofen, aufgewachsen ist sie im Chiemgau. Dass sie Schauspielerin werden wollte, wusste sie früh. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Ausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Ihr Debüt absolvierte sie 1953 in der deutschen Erstaufführung von Arthur Millers "Hexenjagd".
In den 60er-Jahren, in Zeiten von Agitationstheater, Studentenbewegung und Schauspieler-Mitbestimmung, spielte sie an Bert Brechts Berliner Ensemble. In Berlin lernte sie auch ihren Lebensgefährten Hans Brenner kennen, der 1998 verstarb. Allzu regelmäßig sahen sie sich zunächst - eine Berufskrankheit - indes nicht: Drexel eroberte in den nächsten Jahren die Bühnen in Wuppertal, Stuttgart, Darmstadt und Düsseldorf.
Erst Ende der 70er-Jahre wurde Drexel in München sesshaft. Am Bayerischen Staatsschauspiel war sie 1981 die erste Frau, die eine Regiearbeit (Nestroys "Talisman") vorstellte; danach spielte und inszenierte sie im Wechsel. Im Bayerischen Fernsehen war sie in vielen wichtigen Produktionen von "Monaco Franze" bis "Irgendwie und Sowieso" präsent. Eine Paraderolle spielte sie an der Seite Toni Bergers in der Kultserie "Zur Freiheit" als Paula, die ihren Kiosk mit den besten Weißwürsten von München opfert, um ihren Sohn vor dem Gefängnis zu bewahren, und anschließend als Schlachthof-Wirtin reüssiert. Vom Schlachthof ans Volkstheater
Schlachthof-Wirtin: Ein bisschen ist das wie Theaterintendantin. Eine Herkulesaufgabe bewältigte Drexel ab 1988 am Münchner Volkstheater: Die Bühne galt vor ihr als gestrig, das Repertoire als behäbig. Drexel setzte Stücke von Felix Mitterer und Herbert Achternbusch auf den Spielplan, adaptierte einen Filmstoff von Lina Wertmüller und präsentierte einen umjubelten "Woyzeck" mit Hans Brenner in der Hauptrolle.
2002 quittierte sie den Dienst am Volkstheater auf eigenen Wunsch. Schon damals machte ihr die Gesundheit zu schaffen. Dennoch blieb sie wo immer möglich weiter aktiv. Nicht zuletzt als "Agathe" und in der Rolle der Resi Berghammer im "Bullen von Tölz" wird sie in Erinnerung bleiben. Ruth Drexels Filme und Serien (Auswahl)
2008 Die Heilerin (2) 2007 Agathe kann's nicht lassen - Das Mörderspiel 2006 Agathe kann's nicht lassen - Mord mit Handicap 2006 Agathe kann's nicht lassen - Die Tote im Bootshaus 2006 Zwei am großen See - Feindliche Übernahme 2005 Agathe kann's nicht lassen - Alles oder nichts 2005 Agathe kann's nicht lassen - Mord im Kloster 2004 Die Heilerin 2001 Wambo seit 1995 Der Bulle von Tölz 1986 - 1987 Zur Freiheit 1986 Irgendwie und sowieso 1983 Monaco Franze 1982 Der starke Stamm 1980 Der Alte 1980 + 1981 Derrick 1976 Die Marquise von O. 1974 Münchner Geschichten 1973 Wildwechsel 1972 Adele Spitzeder 1970 Mathias Kneissl 1967 Biedermann und die Brandstifter 1965 Der zerbrochene Krug 1959 Kasimir und Karoline 1958 Glaube, Liebe, Hoffnung 1955 Magdalena 1949 Heimliches Rendezvous Zur Übersicht: Kultur
Quelle Bayerisches Fernsehen
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