Paris (AFP) - Ein schönes "großes Fest" sollte er werden, dieser olympische Fackellauf in Paris, der letzten Station in Europa. So jedenfalls hatte sich das ein Berater der chinesischen Botschaft vorgestellt, kurz vor Beginn des Staffellaufes am Montag am Eiffelturm. Die Olympische Flamme stehe für "Frieden, Freundschaft und Harmonie", sagte er. Wenn es Proteste geben sollte, dann nur von einer "kleinen Minderheit". Diese Minderheit reichte allerdings aus, um die letzte Europa-Etappe des Olympischen Feuers ins Chaos zu stürzen. Der französische Leichtathlet Stéphane Diagana war kaum mit der Fackel losgelaufen, als Demonstranten den Zug erstmals aufhielten und die Flamme in Sicherheit gebracht werden musste. Am späten Nachmittag brachen die Organisatoren den Lauf ganz ab.
Schaulustige bekamen das Olympische Feuer so gut wie gar nicht zu sehen: Dutzende Polizisten und Sicherheitskräfte umringten die französischen Athleten, die die Flamme eigentlich 28 Kilometer weit durch die Stadt tragen sollten, vom Eiffelturm bis zum Stadion Charléty im Süden von Paris. 65 Polizisten auf Motorrädern, hundert weitere auf Rollerblades, hundert joggende Feuerwehrleute und knapp fünfzig Fahrzeuge mit Sondereinsatzkräften wollten um das Olympische Feuer herum einen 200 Meter breiten Sicherheitskorridor bilden, so der Plan.
Aber schon auf den ersten Abschnitten störten Demonstranten den Fackellauf zweimal so massiv, dass er anhalten musste. Am Eiffelturm umgingen Aktivisten der Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) die Absperrungen, ketteten sich in über siebzig Meter Höhe an der Metallstruktur fest und rollten ein schwarzes Banner aus, das die Olympischen Ringe in Form von Handschellen zeigte. Das gleiche Banner sowie die Flagge von Tibet hängten grüne Stadträte an der Fassade des Pariser Rathauses auf, bevor der Staffellauf dort vorbeikommen sollte - wenig später wurde der Zug auf Anweisung der chinesischen Behörden abgebrochen.
Es sei "ein Segen" für die Tibeter, dass die Olympischen Spiele diesmal in China stattfinden, sagte der frühere französische Skistar Jean-Claude Killy, der Ende der 60er Jahre dreimal Gold für sein Land geholt hatte. "Eine solche Berichterstattung ist spektakulär", betonte er. "Tibet steht im Scheinwerferlicht."
RSF-Chef Robert Ménard betonte seinerseits, der Protest richte sich nicht gegen die Olympischen Spiele. Paris solle aber zeigen, dass es neben der Olympischen Flamme auch "die chinesische Wirklichkeit" gebe. Nach Angaben von Exil-Tibetern starben über 150 Menschen, als die kommunistische Führung in China unlängst Proteste in Tibet niederschlagen ließ.
(yahoo.de)
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