Bochum/Berlin (AFP) - Der Dalai Lama hat eine "vollständige Abschaffung der Atomwaffen" weltweit gefordert. "Dieses Jahrhundert sollte ein Jahrhundert des Friedens sein", sagte das geistliche Oberhaupt der Tibeter in Bochum. Eine Abschaffung der Atomwaffen könne ein erster Schritt zu dem Ziel sein, "die Welt zu demilitarisieren". Bei seinem ersten Europabesuch seit den anti-chinesischen Protesten in Tibet erneuerte der Dalai Lama zugleich seine Forderung nach kultureller Autonomie für die Himalaya-Region. Bereits am Vorabend hatte der 72-Jährige einen versöhnlicheren Ton gegenüber Peking angeschlagen.
Vor rund 3000 Zuhörern plädierte der Dalai Lama in Bochum dafür, eine "echte Harmonie" zwischen den Religionen zu entwickeln. Dies müsse "auf der Basis eines guten gegenseitigen Verständnisses" geschehen. Als "Fehlentwicklung" im Zuge der Globalisierung bezeichnete der Religionsführer den Umstand, dass vor allem die Menschen in den ärmeren Regionen der Erde unter den zuletzt stark gestiegenen Lebensmittelpreisen zu leiden hätten.
Grußworte zu der Bochumer Veranstaltung mit dem Dalai Lama sprachen Hessens Ministerpräsident Roland Koch und Bundestagspräsident Norbert Lammert (beide CDU), der den 72-Jährigen als "eine der wenigen großen Autoritäten unserer Zeit" würdigte. Vor der Veranstaltungshalle demonstrierten rund 300 buddhistische Shugden gegen den Dalai Lama, dem sie unter anderem Vertreibungen von Mitgliedern ihrer Glaubensgemeinschaft aus tibetanischen Klöstern vorwerfen. Die Demonstranten trugen Transparente mit Aufschriften wie "Dalai Lama, hör auf zu lügen" und forderten in Sprechchören "Gib' uns Religionsfreiheit".
Mit Blick auf die bisherigen Unterredungen mit Vertretern Chinas sagte der Dalai Lama in der ZDF-Sendung "Maybritt Illner", China habe die bisherigen Gespräche mit seinen Unterhändlern "sehr ernsthaft" geführt. Ein weiteres Treffen sei geplant. Die über Jahrzehnte vertretene Haltung der chinesischen Regierung im Tibet-Konflikt habe sich gewandelt.
Ein Vertreter der chinesischen Botschaft in Berlin rief die Bundesregierung allerdings zur Skepsis gegenüber den Äußerungen des Dalai Lama auf. Der chinesische Botschaftsrat Junhui Zhang wandte sich erneut dagegen, "dass der Dalai Lama von den offiziellen Vertretern in Deutschland empfangen wird". Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) wird den Dalai Lama am Montag treffen, zuvor war der Religionsführer mit Lammert, Koch und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) zusammengekommen.
(yahoo.de)
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